das Leben als MdB

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Tagebuch

 

Blaue Sitze, viel Glas und über mir die Kuppel. Ich sitze im Plenarsaal des Reichstages. Vor mir streckt der Bundesadler seine Flügel aus. Alles wirkt sehr weitläufig und groß. Doch groß ist schließlich auch die Verantwortung, die ich seit dem 22. September 2002, seit ich in den Bundestag gewählt wurde, trage. Als Abgeordneter entscheide ich beispielsweise über Bundeswehreinsätze und kann Gesetze mit verabschieden. Und gerade als junger Abgeordneter ist es auch meine Aufgabe, die FDP immer wieder an Themen zu erinnern, die im Besonderen die Belange von jungen Menschen betreffen.

 

Mit dem Einzug in den Bundestag ist aber nicht nur die Verantwortung gewachsen, sondern auch das Feld der neuen Aufgaben. Als Mitglied des Ausschusses für Gesundheit und soziale Sicherung musste ich mich zum Teil in völlig neue Themen einarbeiten. Wobei meine Schwerpunkte demografische Entwicklung, Pflege- und Behindertenpolitik sind. Für diesen Bereich bin ich Sprecher der FDP-Fraktion. Im Themengebiet „demografische Entwicklung“ spielt auch die Rentenpolitik eine große Rolle. Ein Thema, das mich gerade als junger Mensch schon lange interessiert. Schließlich ist gerade für unsere Generation eine Reform der Alterssicherungssysteme dringend erforderlich. Deshalb hat es mich besonders gefreut, dass ich meine „Jungfern-Rede“ – also die erste Rede im Plenarsaal überhaupt – zum Thema Rente halten durfte. Eine, wie ich finde, schöne Tradition ist es, dass der „Jungfern-Redner“ von allen Abgeordneten der im Bundestag vertretenen Fraktionen beklatscht wird. An diesem Punkt macht man keine Unterschiede zwischen den Parteien, sondern unterstützt die „Neuen“. Insgesamt bin höchst zufrieden im Gesundheitsausschuss zu sein. Damit ist mein Wunsch erfüllt worden.

 

Nach zwei Jahren als Abgeordneter habe ich mich mittlerweile sehr gut in dem riesigen Bundestags-Mikrokosmos zurechtgefunden. Besonders interessant finde ich auch folgende Beobachtung: Bevor die erste Debatte im Plenum stattfindet, legen einige Abgeordnete schon morgens früh ihre Unterlagen, Jackets oder ähnliches auf die Sitze in den vorderen Reihen. Platzhalter. Auf Mallorca sichern sich die Touristen so morgens am Pool den schönsten Liegeplatz.

 

Für viele neugewählte Abgeordnete ist nicht nur der Ablauf in Sitzungswochen neu oder es dauert, bis sie sich – wie ich – in diesen großen Häusern zurecht finden, sondern auch Berlin ist für sie neu. Das ist bei mir allerdings nicht der Fall. Als JuLi-Bundesvorsitzender bin ich durchschnittlich schon einmal pro Woche in Berlin gewesen. Es ist zwar keine schöne, aber eine sehr interessante Stadt, die einiges zu bieten hat. Dennoch bin ich natürlich genauso gern in meiner Heimatstadt Münster. Das ständige Pendeln zwischen dem Wahlkreis und der Hauptstadt macht mir überhaupt nichts aus. Und für das Pendeln zwischen Reichstag und meinem Büro an dem Boulevard „Unter den Linden“ habe ich mir bereits ein Kickboard besorgt.

 

Daniel Bahr im Juni 2004

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